A wave symbolizing the flow of tantra.

Sexpositive Events: Wo Freiheit, Respekt und Intimität aufeinander treffen (können).

Im Alltag sind Küsse und Umarmungen das Maximum an Intimität, das in öffentlichen oder halböffentlichen Orten geduldet wird. Sexpositive Räume hingegen sind Orte, an denen Menschen ihre Sexualität offen und in Gemeinschaft leben dürfen. Hier wird Sexualität als ein wichtiger Teil des Lebens und der sexuellen Gesundheit verstanden, der in seiner Vielfalt und mit Respekt ausgelebt wird.

Willkommen geheissen werden je nach Raum verschiedene sexuelle Orientierungen wie hetero-, homo-, bi- oder asexuell, Geschlechtsidentitäten wie cis, trans, inter, non-binär sowie Beziehungsformen wie Monogamie, Polyamorie oder Beziehungsanarchie. Je nach Raum bilden unterschiedliche Vorlieben und Praktiken einen Fokus, z.B. Vanilla Sex,  Bondage, Impact Play oder Fetische.

Im Gegensatz zu dauerhaften sexpositiven Gemeinschaften sind diese Räume meist zeitlich begrenzt. Sie können für einen Nachmittag, Abend, eine Nacht oder mehrere Tage bis wenige Wochen bestehen und werden in Form von einmaligen Events oder regelmäßigen Treffen angeboten. Da die Teilnehmer*innen dadurch nicht immer feststehen, bleibt der Charakter dieser Räume offen und flexibel.

Beispiele dafür sind Kuschelevents, Tantra-Kurse,Shibari/Bondage-Workshops, Tempelspaces, Sauna- oder Swingerclubs, BDSM-Events,Play-Parties und Orgien sowie sexuelle Prozessarbeit.

Die Qual der Wahl - sexpositive Veranstaltungsformate

Sexpositive Räume bieten einen geschützten Raum, in dem Menschen tiefe und neue Erfahrungen mit ihrer Sexualität sammeln können. Nebeneinander existieren hedonistische Party-Formate als auch emotional anspruchsvolle Workshops, in denen intensive Prozessarbeit geleistet wird, die emotionale und sexuelle Selbsterfahrung fördert. Diese Umgebungen schaffen Raum für intime Begegnungen, aber auch die Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren, eigene Wünsche zu erkunden und persönliche Grenzen und Verhaltensmuster zu erfahren.

Es gibt auch Veranstaltungen, die sich vor allem der Wissensvermittlung über Sexualität widmen. Themen wie Anatomie oder Technikenund Praktiken – von Squirting über Bondage bis hin zu tantrischen Massagegriffen – werden in Kursen behandelt.

Onda + Mare Sexological Bodywork. Skin

Regeln und Strukturen

In sexpositiven Räumen sorgen sowohl formelle als auch informelle Regeln dafür, dass eine respektvolle und sichere Umgebung entsteht. Diese Regeln legen z.B. fest, wer mit wem und auf welche Weise in Kontakt treten darf. In Swingerclubs gibt es zum Beispiel oft Bereiche, die ausschließlich Paaren vorbehalten sind. Die erlaubten Interaktionen reichen von Kuscheln oder Selbstbefriedigung bis hin zu penetrativem Sex oder BDSM-Praktiken. Je nach Raum werden manche Handlungen bevorzugt, andere weniger gern gesehen: Wer auf einer Kuschelparty anfängt, andere Teilnehmende zu spanken, bei dem klatscht es zwar, aber nicht unbedingt Beifall.

Auch der Einstieg in Interaktionen läuft je nach Setting mal schneller, mal langsamer ab. Einige Räume bezeichnen sich als sinnlich-, aber nicht als sexpositiv. Dresscodes und Verhaltensnormen – etwa zu veganem Essen oder akzeptablen Tanzstilen – sind oft anzutreffen, und innerhalb der Gruppen entwickeln sich rasch eigene ungeschriebene Regeln, die den Raum unverwechselbar machen. 

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der Umgang mit bewusstseinserweiternden Substanzen. Manche Räume sind strikt drogenfrei. Am anderen Ende des Spektrums stehen Chemsex Partys in Privaträumen. Auch SaferSex und sexuelle Gesundheit werden unterschiedlich gewichtet: Während in vielen Räumen Safer-Sex-Utensilien zur Verfügung stehen, wird sexuelle Gesundheit selten ausdrücklich thematisiert oder der Austausch darüber sogar gefordert.

Ein zentraler Aspekt dieser Räume ist die Selbstbestimmung. Die persönliche Wahlfreiheit und Autonomie stehen im Vordergrund. Der sexuelle Consent wird in den meisten Orten vorausgesetzt und in einigen Formaten sogar aktiv gelehrt und nach Modellen wie dem „Wheel of Consent“ von Betty Martin praktiziert. Größere Events bieten oft Awareness-Teams oder sogenannte Angels an, die den Teilnehmenden bei Grenzüberschreitungen zur Seite stehen. Spiele und angeleitete Übungen können dabei helfen, die Teilnehmenden miteinander zu verbinden und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern.

Wie erkenne ich eine gute sexpositive Party?

Sexueller Consent steht im Mittelpunkt: Entweder wird das Prinzip des Consent (Zustimmung) allen Teilnehmenden zu Beginn erklärt, oder es wird sichergestellt, dass alle bereits damit vertraut sind. Jede Handlung erfolgt ausschließlich mit Zustimmung.

Freiwilligkeit in allen Aktivitäten: Niemand muss an etwas teilnehmen, das nicht gewünscht ist. Es gibt kein Pflichtprogramm, jede*r entscheidet selbst. Niemand wird zu etwas gedrängt, weder von den Organisator*innen, noch von anderen Teilnehmenden.

Klare Regeln und Kommunikation: Die Regeln und Vereinbarungen des Events werden den Gästen klar mitgeteilt, entweder schriftlich oder mündlich. Unklarheiten darüber, was erlaubt ist und was nicht, gibt es im Idealfall nicht.

Durchsetzung der Regeln: Die Gastgeber*innen sorgen dafür, dass die Regeln eingehalten werden und greifen ein, wenn jemand diese verletzt.

Ansprechbare Gastgeber*innen: Mindestens eine*r derGastgeber*innen ist immer erreichbar und nicht selbst in Interaktionen vertieft,um bei Fragen oder Problemen zur Verfügung zu stehen.

Awareness und Rückzugsräume: Es gibt Rückzugsorte für diejenigen, die eine Pause brauchen. Bei größeren Events sind Awareness-Teams vorhanden, die das Wohl der Teilnehmenden im Blick haben.

Unterstützung bei Grenzüberschreitungen:
Es gibt Ansprechpersonen für den Fall von Konflikten oder unangenehmen Situationen – sowohl während des Events als auch danach.

Safer-Sex-Utensilien und Aufklärung: Kondome, Gleitmittel und andere Utensilien sind vorhanden. Es wird erklärt, wie sie benutzt werden. Sicherheitund Gesundheit werden aktiv angesprochen, ein verantwortungsbewusstes Handeln gefördert und wertgeschätzt. 

Sauberkeit und Hygiene: Die Räume sind sauber, es gibt ausreichend Handtücher, Duschen und alles, was man für die Körperpflege braucht.

Diskriminierungsfreie Atmosphäre: Menschen aller Geschlechtsidentitäten, sexuellen Orientierungen und Beziehungsformen sind willkommen. Diskriminierung wird nicht geduldet, eine respektvolle Kommunikation ist Grundvoraussetzung.

Klare Haltung zu Substanzen: Toleranz bzw. Nicht-Toleranz gegenüber Alkohol und Drogen ist für die Beteiligten klar und wird akzeptiert. In substanzfreien Räumen wird darauf geachtet, dass die Fähigkeit zum Consent nicht beeinträchtigt ist.

Und nicht zuletzt:
Programm, Style und Crowd: Die angebotenen Aktivitäten, die Atmosphäre und die anwesenden Menschen passen zu deinen Vorstellungen – ebenso wie Musik und Interieur.